Geschichte
Ein kleiner geschichtlicher Überblick
1815 wurde in Biel die Vereinigungsurkunde unterzeichnet. Alle Jurassier und Alt-Berner wurden gleichberechtigt, beide Konfessionen (reformiert und katholisch) und beide Sprachen (französisch und deutsch) anerkannt.
Die erste deutsch-reformierte Pfarrei wurde am 7. Mai 1816 in Pruntrut geschaffen. Der Pfarrer hielt auch Predigten in Delsberg.
Erste Synodalakten von 1819 melden eine ziemliche Anzahl deutschsprachiger Familien im Leberberg (in unserem Berner Jura), die der französischen Sprache nicht kundig sind – und somit „des Vorteils des öffentlichen Gottesdienstes beraubt“ sind. Der dringende Wunsch wird formuliert, dass „für ihre Erbauung gütigst gesorgt werden möge“. Um 1820 sind fast 25% der Einwohner des Erguel deutschsprachig (im Hungerjahr 1816 erfolgte eine grosse Einwanderungswelle). Einige deutschsprachige Reformierte wurden Wiedertäufer, nur um einer sichtbaren Kirche anzugehören. An 4 Sonntagen pro Jahr wurden deutsche Predigten mit Abendmahl abwechslungsweise in Court und Courtelary gehalten, dazu ein Bettags-Gottesdienst in Dachsfelden (Tavannes) oder Chaindon.
1823 erfolgte eine Anfrage für 1-2 „Predigthelfer“ im Südjura und eine Anfrage für deutschsprachige Schulen. „Vorläufig reiten weiterhin fünf Mal pro Jahr Theologie-Kandidaten in den Berner Jura und steigen im Gasthof „zum Wilden Mann“ in Courtelary ab.“ Um 1827 wurde eine provisorische Pfarrei mit Abraham Rüfenacht aus Thun errichtet für die Prévôté und das Untere Tal bis Cortébert.
Auf die Initiative von Abraham Rüfenacht hin wurden dann sechs deutsche Schulen gegründet, auf Martini (11. Nov.); für jede Schule wurden Fr. 50.- bewilligt.
In einem Bericht von 1830 steht zu lesen: „In den Ämtern Courtelary und Münster wohnen 2500 deutschsprachige Reformierte, mit Zuwachs ist zu rechnen.“ Bis 1827 gab es für deutschsprachige Kinder keinen Unterricht, sie verwilderten richtiggehend. Ausserdem war das Schulgeld zu hoch für Landwirte – wenn auch erschwinglich für Uhrmacher.
Schliesslich entstanden deutschsprachige Hauptschulen:
Und dazu noch Privatschulen (nicht vom Staat finanziert, aber vom Pfarrer beaufsichtigt, geprüft und mit Büchern beschenkt) in:
Ferrière (zu Renan)
Roche (zu Renan)
Chaux-d’Abel (zu St-Imier)
Montoz (zu Court)
Mont Bovu (zu Genevez)
Wasserberg (zu Courroux)
Mit insgesamt 80 Kindern.
Die Eltern bezahlten für „Räumlichkeiten und Beholzung“ (Miete und Heizung).
„So ist Ordnung eingekehrt bei Kindern und Erwachsenen“.
Da die Einrichtung von deutschsprachigen Gottesdiensten und Unterweisung; und auch von deutschsprachigen Schulen sich positiv bemerkbar machten, sollte die provisorische Pfarrstelle verlängert werden, und der Pfarrer sollte einen „Gehülfen“ bekommen („schliesslich sind es von Convers (im oberen St.Immertal) bis Münster (Moutier) 10 Stunden zu Pferd!“).
Nur alle 6 Wochen war Gottesdienst am selben Ort; und Haus- und Krankenbesuche waren nur in der Nähe des Wohnsitzes des Pfarrers möglich.Die Unterweisung wurde konzentriert auf 10-12 Wochen erteilt.
Der Pfarrer sollte einen Lohn und dazu eine Gratifikation bekommen.
Der Grossrat beschloss, die deutsche Pfarrstelle zu behalten, eine Helferstelle wurde bewillig,finanziert und mit Heinrich Lemp besetzt. Der Pfarrer predigte abwechslungsweise in Münster (Moutier), Dachsfelden (Tavannes), Büderich (Péry), und Ilfingen (Orvin); und zweimal pro Jahr in Sornetan; der Helfer in Courtelary, St. Immer und Renan.
Ab 1833 kam Corgémont durch Einkauf (35.-)in den regelmässigen Turnus des Helferkreises, wurde also vom Münstertal abgetrennt.
Im selben Jahr 1830 fanden grössere politische Umwälzungen statt: der Kirchenrat wandelte sich ins Erziehungsdepartement, und von diesem trennte sich dann im Jahr 1846 die selbständige Direktion des Kirchenwesens.
1832 wurde Heinrich Lemp, in Courtelary wohnend, vom Helfer zum Pfarrer befördert (besoldet mit 1400.-). Der Pfarrer (Herr Rüfenacht) verdiente 1600.-. Sonceboz kam zum „Kirchenkreis“ St. Immertal.
1834 wurde das erste Reglement der deutschen Kirchgemeinde St. Immertal erstellt.
Anlässlich seines Besuches in der Kirchgemeinde um 1834 (einer sogenannten Visitation) stellte Pfarrer Schnell aus Vinelz fest: „Ihre wohltätige Wirksamkeit hat sich nach dem Zeugnis weltlicher und geistlicher Beamter in der Zunahme der Jugendbildung und in der Abnahme polizeilicher Vergehen bewährt.“
Die Gemeinde bestand 1835 aus den Kirch- und Schulbezirken Courtelary, Corgémont (mit Sonceboz-Sombeval), Renan und St. Immer (mit Villeret und Sonvilier). Jeder Bezirk entsandte 3 Abgeordnete in den Kirchgemeinderat, welcher vom Pfarrer präsidiert wurde. Der Kirchgemeinderat tagte im Gasthof zum Wilden Mann in Courtelary, dessen Wirt, Bendicht Tüscher, Kassier des Rates war.
Um 1842 wurden die deutschsprachigen Gemeindeglieder von Büderich und Ilfingen nach Biel verwiesen. Delsberg kam zu Münster, und der Pfarrer zog von Dachsfelden nach Münster. Er predigte abwechselnd in Münster, Dachsfelden und Delsberg. Pruntrut bekam einen deutschsprachigen Pfarrer.
Kirchenräte gehörten immer auch in die Schulkommission. Und so wurde anno 1856 eine Lehrerstelle im Amtsblatt ausgeschrieben:
(Gesucht wird ein Lehrer für) die deutsche gemischte Schule in Courtelary; Kinderzahl 50-60; Pflichten nebst den gesetzlichen: Vorlesen beim deutschen Gottesdienst alle 14 Tage, während des Winters sonntägliche Kinderlehre, Heizung des Schulofens. Besoldung: Fr. 153.75; dazu nebst der ordentlichen, die ausserordentliche Staatszulage von Fr. 36.25. Anmeldung beim Präsidenten der Schulkommission bis und mit 8. September 1856. Tag der Prüfung: Dienstag, 9. Sept. 56, morgens 9 Uhr, im deutschen Pfarrhaus zu Courtelary.
Dieser Lohn reichte gerade für das Allernötigste eines Ledigen...
Neue Besen wischen gut – aber mit der Zeit kamen die Probleme zurück:
Ein Riesenproblem waren die Schulversäumnisse: anno 1853 wurden 500 gedruckte Warnungen verschickt!
Gleichzeitig wurden Anreize für den Schulbesuch und für fleissige Schulkinder geschaffen. Es gab Preise: zuerst Geld, später Bücher.
Die Eltern mussten Schulgeld bezahlen: für ein Kind 5.-, zwei 7.50, drei 9.-, vier 10.- Franken. Schulkommissär war bis 1857 der jeweilige „deutsche“ Pfarrer in Courtelary; ab 1857 wurden Berufs-Schulinspektoren eingesetzt.
Im Jahr 1858 wurde eine Schulbibliothek gegründet.
Am Weihnachtsabend des 25. Dezember 1859 wurde die erste Weihnachtsbaumfeier und Bescherung in der Schule abgehalten, zur Freude der Kinder und ihrer Familien. (Sie kostete Fr. 32.70)
Ab 1862 wurde das Schulfach Handarbeit für Mädchen eingeführt. Die Besoldung der Lehrerin wurde bewilligt.
Es stellte sich als zunehmend schwierig heraus, die deutschen Schulen im welschen Jura zu erhalten. Lokale und Löhne waren ungenügend, es gab häufigen Wechsel bei Lehrern und Schülern; der Schulbesuch war unregelmässig, die Eltern kamen ihrer Erziehungspflicht nicht nach (die Kinder waren widerspenstig, renitent); und das Leben wurde immer teurer.
So gingen verschiedene deutschsprachige Schulen ein oder wurden in französischsprachige Schulen umgewandelt (Die Ausnahmen: La Chaux-d’Abel, Jeanguisboden und Cortébertmatten, die von „opferfreudigen“ Wiedertäufern finanziert wurden).
Es ist hier noch zu bemerken, dass welsche Lehrer bis zu viermal mehr verdienten! Die welschen Oberschulen wurden erweitert, und es wurden dann neu 4-5 Wochenstunden Deutsch unterrichtet.
Eine positive Folge der deutschen Schulen war das Aufkommen von deutschen Gesangvereinen, die auch „halbverwelschte und verwelschte“ Mitglieder aufnahmen...
1854 wurde „au Tombet“ in Courtelary unter Pfarrer Rudolf Herdi ein Pfarrhaus gekauft.Der Kirchenrat setzte sich aus folgenden Berufsleuten zusammen: einem Zimmermeister, zwei Landwirten, sechs Pächtern, einem Schlosser, einem Bäcker und einem Zieglermeister.
1860 löste sich La Ferrière kirchlich von Renan.
Um 1863 kommt Pfarrer Albert Bitzius, der Sohn von Jeremias Gotthelf ins St. Immertal und arbeitet hier, bis er 1878 in die Regierung und in den Ständerat gewählt wird.
Um 1874 erhalten die Kirchgemeinden das Recht, ihre Pfarrer selber zu wählen.
Um 1884 herrscht im Kanton Bern Pfarrermangel: Die Gemeinde bleibt 2 Jahre lang ohne Pfarrer.
1886 kommt Kandidat Johann Jakob Mäder, Mitte 1887 Pfarrer Moritz Egger, der nach der Teilung der Kirchgemeinde bis zu seinem Tod 1921 im Unteren Tal wirkte.
Um 1890 beschliesst der grosse Rat des Kantons je eine 2. Pfarrstelle für die deutsche Kirchgemeinde St.Immertal und für die französischsprachige reformierte Kirchgemeinde St. Immer-Villeret. Gleichzeitig wollen die Pfarrer und der Kirchgemeinderat zwei eigenständige Kirchgemeinden schaffen.
Die Evangelische Gesellschaft baut eine Kapelle und Predigerwohnung an der Spitalstrasse (Rue Malathe), und die Methodisten ihr Kirchlein „Bethania“ mit Predigerwohnung (1890).
Im Jahr 1892 wird Pfarrer Fritz Zimmermann aus Bern gewählt und in St. Immer installiert. In Courtelary amtet weiterhin Pfarrer Egger.
Seit 1892 gibt es einen 2. Pfarrer im St. Immertal. Das Gebiet wird aufgeteilt in zwei Pfarrwirksamkeitskreise.
1895 wurde das Pfarrhaus in Courtelary renoviert; leider brannte es 1896 ab (12./13. Juli), mit Schul- und Volksbibliothek und Archiv.
Im Jahr 1898 (nach anderen Quellen schon 1879) kauft die Regierung die Besitzung „Jolissaint“ in Corgémont als Pfarrhaus fürs Untere Tal, es wird 1939/40 renoviert.
Auch in La Ferrière, Villeret, Sonvilier und Cortébert werden deutsche Predigten gehalten. Büderich (Péry) und La Heutte gehören nun zum untern Kreis.
Mitte der 1920er Jahre wird eine Hilfspfarrerstelle geschaffen für Dachsfelden (Tavannes), die dann gleichzeitig mit der Errichtung der zweiten französisch-sprachigen reformierten Pfarrstelle Tramlingen zu einer eigenen von der Kirchgemeinde Deutsch-Münstertal abgetrennten Kirchgemeinde Dachsfelden erhoben wird.
Im St. Immertal tragen zwei Kirchgemeinderäte die Verantwortung. Jeweils am ersten Sonntag nach Pfingsten (Sonntag Trinitatis) vereinigen sie sich abwechselnd in den Hauptorten jedes Kreises.
Am 10. Mai 1932 wird ein Dekret erlassen betreffend der Trennung der deutsch-reformierten Kirchgemeinde St.Immertal in zwei selbständige Kirchgemeinden St. Immer (oberes St. Immertal) und Corgémont (unteres St.Immertal). Damit wurde nach genau 100 Jahren die Kirchgemeinde Deutsch-St. Immertal aufgehoben.
1935 fand für beide Kirchgemeinden in Courtelary eine 100-Jahr-Feier statt. Der Platz auf der letzten Seite des „Sämanns“ wurde geteilt. (Seit 1927 hatte das untere Tal ein teures eigenes Gemeindeblatt.)
Eine Kirche für die Gemeinde im oberen St. Immertal fehlte bis anhin. Ende des 19.Jahrhunderts machte man sich daran, eine Lösung zu finden. Die Idee von 1893: Ein Fond soll geäufnet werden zum Bau einer deutschen Kirche in St. Immer.
Geld soll nach Art der Basler Mission in Form einer 5 Rp.-Kollekte zusammengebracht werden. Finden sich 1000 Personen, die sich verpflichten, allwöchentlich 5 Rp. beizutragen, so würde man in 10 Jahren eine Summe von Fr. 30'000.- haben. Es klappte leider nicht – wegen eines Pfarrerwechsels.
1904 wurde eine Petition im Grossen Rat eingereicht, dass der Bau eines deutschen Pfarrhauses in St. Immer durch den Staat ausgeführt werde, da die Kirchgemeinde die Mittel hierzu und zum Unterhalt nicht besitze.
1907 wurde ein Kredit von Fr. 50.- für Vorstudien bewilligt.
Es gab Auseinandersetzungen unter den verschiedenen Räten, das untere Tal kritisierte das obere, sie seien gegenüber den Welschen zu nachgiebig. Der Pfarrer nahm den Rat in Schutz und wies darauf hin, dass im oberen Tal keine Kirchen sind, die nicht jeden Sonntagvormittag besetzt sind. Ein gutes Einvernehmen mit den Welschen sei wichtig.
Schliesslich wurde 1908 im oberen Tal ein Hilfsverein gegründet, zur Errichtung und für den Unterhalt eines Gemeinde- und Pfarrhauses.
1909 beschloss die Gesamtkirchgemeinde nach dem Bettagsgottesdienst:
Es sei ein deutsches Pfarrhaus mit eingebautem Saal zu erstellen, das samt Hausplatz und Einfriedung auf Fr. 32'000.- zu stehen kommen soll. Ein provisorischer Ankauf einer Parzelle (neben der unteren Station der Drahtseilbahn) wurde bestätigt. Der General-Kirchgemeinderat bekam die nötigen Vollmachten.
Und plötzlich war das Projekt wieder gefährdet: der Bauplatz passte nicht allen, es gab Auseinandersetzungen mit den Welschen. In einer Versöhnungs- und Abklärungskonferenz versprach die welsche Gemeinde 400.- Franken an Subventionen pro Jahr, und der Synodalrat bewilligte eine gesamtkirchliche Bettagskollekte.
Bald darauf offerierte die römisch-katholische Kirchgemeinde ihr freigewordenes bisheriges Pfarrhaus samt eingebauter röm.-kath. Notkirche (erbaut 1875). Sie hatte die Villa Basilea unterhalb der Schulhäuser erworben und hielt ihre Gottesdienste in der grossen Kirche Rue Agassiz.
Ein Kaufpreis von Fr. 35'000.- wurde anno 1912 vereinbart für das Pfarrhaus mit Kirchensaal in St. Immer. Für 5‘000.- wurde es umgebaut und den Bedürfnissen angepasst.
Den Römisch-Katholischen wurde eine Lotterie bewilligt – zum Ausbau des Turmes und der Anschaffung von Glocken. Die Christkatholiken bauten ihr Kirchlein und Pfarrhaus neben der unteren Station der Drahtseilbahn. Und die französisch-reformierte Gemeinde baute ihr zweites schönes Pfarrhaus auf dem Pfrundland hinter dem ersten.
Im Jahr 1916 wird Pfarrer Aeberhard installiert, er bleibt der Gemeinde bis 1942 treu. Auf ihn folgt Pfarrer Bruno Jaberg.
1924 wird ein Basar zugunsten des Unterhalts des Hauses veranstaltet.
Mit allen französischsprachigen Ortskirchgemeinden wurden Pauschal-Rückerstattungen der Kirchensteuern vereinbart (in der Regel 6%). Zusätzlich stellten sie ihre Kirchen samt Geläute und Orgelspiel zur Verfügung und übernahmen die Bezahlung der Steuern an Kreis- und Kantonssynoden.
1936 wurde in Pfarrwohnung und Saal eine Zentralheizung eingerichtet; und vor der Haustüre wurde ein Windfang erstellt.
1941 wurden die zwei deutschsprachigen Männerchöre zum Männerchor Harmonie-Erguel zusammengelegt. Die Frauen waren im Frauenchor und im Nähverein (später Lismerfrauen) aktiv.
Am 2. Oktober 1942 (mitten im Krieg!) wurde ein grosser Basar veranstaltet, eine Woche nach der 75-Jahr-Jubelfeier der Longines, an der ganz St. Immer sich beteiligte. Der Reingewinn betrug Fr. 5000.-! Damit wurde die Pfarrwohnung renoviert. Die Renovation des Saals sollte mit der Unterstützung der Kirchensonntagskollekte von 1943 an die Hand genommen werden.
Tramelan – „Tramlingen“:
Die Tramlinger unterstanden vor der Reformation in kirchlichen Belangen dem Erzbistum Besançon. Allerdings besassen die Chorherren von St. Immer das Recht, den Pfarrer vorzuschlagen.
Diese Chorherren wurden mit Einführung der Reformation (1530) vertrieben, und so konnten die Tramlinger „reformiert und frei“ werden.
Politisch-administrativ gehören die Tramlinger zum Amtsbezirk Courtelary,
geographisch aber, durch den Abfluss ihrer Gewässer in die Tram, den ersten Nebenfluss der Birs, und durch Kantonsstrasse und Eisenbahn zum Dachsfeldertal (vallée de Tavannes), und damit zum Einzugsgebiet des Amtsbezirks Münster (Moutier).
Solange ein deutschsprachiger Pfarrer in Dachsfelden angestellt war, hatte dieser auch die deutschsprachigen Reformierten in Tramelan zu betreuen. Nach Verlegung seines Sitzes nach Moutier im Jahr 1842 kam diese Aufgabe an den deutschsprachigen Pfarrer in Courtelary.
Sobald der deutschsprachige Pfarrer in Moutier die Pastoration der Reformierten in Delsberg abtreten durfte, predigte er auch wieder in Tramlingen, abwechslungsweise mit dem Pfarrer des St. Immertals.
Nach Errichtung der zweiten Pfarrei mit Sitz in St. Immer für die Kirchgemeinde „Deutsch St. Immertal“ (1891/92) wurde die Pastoration der deutschsprachigen Tramlinger ganz dem deutschsprachigen Pfarrer vom unteren St. Immertal zugeteilt, auch wenn die einzige direkte Strasse ins St. Immertal über den Mont-Crosin nach St. Immer führt.
Mit Errichtung der deutschsprachigen reformierten Hilfspfarrei in Dachsfelden anno 1922 und deren Erhebung zur Pfarrei (1927/28) aber kam die deutschsprachige reformierte Minderheit in Ober- und Untertramlingen und Mont-Tramelan endgültig an die deutsch-reformierte Kirchgemeinde Dachsfelden.
Münster-Dachsfelden:
Anfangs der 1880er Jahre war die Kirchgemeinde unglücklich mit ihrem holländischen Pfarrer und seiner grossen Familie – und genauso wie die staatlichen und kirchlichen Oberbehörden erleichtert, als dieser 1885 in seine Heimat zurückkehrte.
Fast ein Jahr lang hielt der französische Pfarrer von Court deutsche Nachmittagspredigten in Münster und Dachsfelden, bis die Doppelgemeinde 1886 im Kandidaten Fischer von Brienz einen tüchtigen Pfarrer erhielt, der aber schon nach fünf Jahren einem Ruf nach Seedorf folgte. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Henzi, der hervorragende Arbeit leistete und die Bildung einer zweiten Pfarrei vorbereitete. Unter ihm wurde 1902/3 das deutsche Pfarrhaus in Münster gebaut.
Sein Nachfolger erlag wenige Monate nach Amtsantritt 1918 der Grippe. Im Fünfjahresrhythmus folgten sich die Pfarrer Hess, Gygax, von Graffenried und schliesslich Leuenberger.
Unter Pfarrer Hess wurden je eine Hilfspfarrerstelle für Tramlingen und das Münster- und Dachsfeldertal bewilligt. Unter Pfarrer Gygax wurde das Deutsch-Dachsfeldertal mit Kleintal im Jahr 1927 zur selbständigen Kirchgemeinde.
Unter Pfarrer von Graffenried wurde das Kirchlein von Chalières an den „zivilen und Friedhofverband“ der zur französischen Kirchgemeinde Moutier gehörenden vier Einwohnergemeinden verkauft, ihnen als Abdankungshalle dienend; und es wurde die deutsche Kirche mitten in Münster errichtet (1931/2).
Dachsfelden:
Mitte der 1920er Jahre wird eine Hilfspfarrerstelle geschaffen für Dachsfelden (Tavannes), die dann gleichzeitig mit der Errichtung der zweiten französisch-sprachigen reformierten Pfarrstelle Tramlingen zu einer eigenen von der Kirchgemeinde Deutsch-Münstertal abgetrennten Kirchgemeinde Dachsfelden erhoben wird.
Diese strengte sich Anfang der Dreissigerjahre an, wenigstens auch ein Pfarrhaus zu bekommen. In der Wirkungszeit des unvergesslichen Pfarrers Alfred Streit (1927–1965) konnte 1947 das Kirchgemeinde- und Pfarrhaus gebaut und durch einen Loskaufvertrag erworben werden. Der Staat aber kassierte die Mietzinse, da er im Baujahr eine einmalige Abfindung an das Haus bezahlt hatte.
Um das Jahr 1946 gab es zeitweilig einen „vicaire allemand“ in Malleray. Von 1965 bis 1991 folgten 6 Pfarrer in recht kurzen Abständen. Michel Wuillemin blieb länger, aber 1997 wurde die Stelle auf 50% herabgestuft, er musste Zusatzaufgaben übernehmen.
Nach seinem Weggang gab es wieder recht häufige Pfarrerwechsel.
Die reformierte Minderheit in Delsberg wurde zuerst vom reformierten Pfarrer in Pruntrut betreut (1816-1842), dann vom deutschen Pfarrer in Münster (1842-1869). Dann wurde, als die meisten deutschen Schulen im französischsprachigen Jura geschlossen wurden, im Gegenzug die reformierte Kirchgemeinde Delsberg geschaffen.
Seit und mit dem Bau der Jurabahnen (1872-1874) kamen immer mehr reformierte „alt Berner“ als Eisenbahnangestellte, Bauern und Handwerker auch in den katholischen Nordjura.
Es amteten: Pfarrer Weibel; 1881-84 Pfarrer Harald Marthaler; 1885-88 Pfarrer Paul Brandt (nachher Redaktor und sozial-idealistischer (!) Nationalrat), 1889-95 Pfarrer Hans Arni und Pfarrer Arthur Aeschlimann.
Diese Pfarrer hielten 14-täglich deutsche Gottesdienste in Delsberg, dazwischen an einem Sonntag eine deutsche Predigt am Vormittag in Laufen und am Nachmittag in Grellingen und am vierten Sonntag einen französischen Gottesdienst in Delsberg.
1892 wurde das erste reformierte Pfarrhaus gebaut, östlich der Kirche. Unter Pfarrer Arni wurde hinter dem Pfarrhaus ein Unterweisungslokal errichtet. 1925 konnte die Kirchgemeinde das Haus westlich der Kirche kaufen und ebenfalls als Amtswohnung nutzen. Etwa zur selben Zeit wurde die Kirche (1865 erbaut) durch den Anbau eines Turmes vergrössert, und dieser wurde mit einem Geläute von vier Glocken versehen.
Das Glöcklein, das zuvor im Dachreiterchen gehangen hatte, versieht seinen Dienst seither in der „neu errichteten“ reformierten Kirche in Rennendorf (Courrendlin).
Mit Hilfe der halben Reformationskollekte von 1942 wurden dann auch in Bassecourt eine kleine reformierte Kirche und ein Pfarrhaus gebaut.
„Durch Dekret des Grossen Rates vom 24. November 1897 wurden die Reformierten im Amtsbezirk Laufen von der reformierten Kirchgemeinde Delsberg losgetrennt, und die reformierte Kirchgemeinde und Pfarrei Laufen wurde gebildet.“
Die Diasporagemeinde Laufen bekam die Kollekte vom Reformationssonntag 1901 zugesprochen; sie belief sich auf Fr. 60'065.80.
Damit und mit der im Frühjahr 1903 erhaltenen Loskaufsumme der staatlichen Pfarrwohnungsentschädigung wurden Kirche und Pfarrhaus gebaut und bezahlt. Der Pfarrer von Laufen erhielt weiterhin den Auftrag, alle drei Wochen in Grellingen zu predigen (in der katholischen Kirche).
Um die seelsorgerliche Betreuung der kleinen Gruppe von deutschsprachigen Reformierten in den Freibergen war es schlecht bestellt. Lange mussten sie sich mit gelegentlichen Besuchen des französisch-reformierten Pfarrers von Tramlingen (Tramelan) begnügen. Mit Inkrafttreten des Kirchengesetzes von 1874 wurden sie der reformierten Kirchgemeinde Pruntrut zugeteilt, und 1891 wurde dieser eine Hilfspfarrstelle für die Freiberge bewilligt.
Diese Hilfspfarrstelle wurde 1905 zur Pfarrei erhoben und es wurde die reformierte Kirchgemeinde der Freiberge mit Sitz in Saignelégier geschaffen.
1920 erhielt Pfarrer Aeberhard in St. Immer von der Regierung den Auftrag, jeden Monat eine Predigt in deutscher Sprache zu organisieren und auch für die seelsorgerliche Betreuung der
Deutschschweizer zu sorgen. Die ganze deutsch-reformierte Pfarrerschaft des Südjuras und von La Chaux-de-Fonds teilte sich diese Aufgabe. Ab den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die Filialgottesdienste in Saignelégier zweisprachig gestaltet.
Der Audienz- und Zuhörersaal des Amtshauses in Saignelégier diente als Gottesdienstlokal, bis die Freiberger mit der Reformationskollekte von 1911 eine Kirche und ein Pfarrhaus errichten konnten (Fr. 68'800.-). Mit der Hälfte der Konfirmandenkollekte von 1926/27 (Fr. 13'747.60.-) wurden schliesslich noch Glocken angeschafft.
Die Reformierten in Pruntrut durften die im Zuchthaus eingebaute Kirche benützen bis zu dessen Abbruch im Jahr 1876. (Das Zuchthaus war ursprünglich ein Annunziatenkloster.) Dann schlossen sie mit der römisch-katholischen Kirche einen Vertrag über die Mitbenützung ihrer Pfarrkirche.
Anno 1890/1891 bauten sie schliesslich eine eigene reformierte Kirche auf dem ihnen vom Staat überlassenen Areal des einstigen Zuchthauses.
Von 1837-1850 und von 1857-1868 gab es eine protestantische Schule in Pruntrut. Die Pfarrer der reformierten Gemeinde von Pruntrut waren zuerst ganz deutsch (1816-1842), hatten dann und wann auch französisch gepredigt und von 1842 an nur noch nebenbei deutsch.
1901 wurde eine zweite reformierte Pfarrstelle geschaffen und mit einem deutschsprachigen Pfarrer versehen. So hatte Pruntrut ein deutsch- und ein französischsprachiges Pfarramt.
Anfang der 1920er Jahre kaufte die Kirchgemeinde zwei Pfarrhäuser. 1910 wurde eine Filialkirche in Miécourt erstellt, 1939 eine in Boncourt; und 1937 wurde die Hauptkirche in Pruntrut renoviert.
In unserem Büchlein, das 1943 von Pfarrer Adolph Aeberhard verfasst worden ist, steht zu lesen:
„Erwähnenswert ist noch, dass das unwirtliche Hochland zwischen dem reformierten Südjura und dem katholischen Nordjura (die Freiberge) vom Fürstbischof den Wiedertäufern überlassen worden ist. Sie haben daraus schöne Berghöfe geschaffen, und sie, die einst von der strengen Berner Regierung und ihrer Kirche Verfolgten und Vertriebenen, sie haben die alte Berner Art und deutsche Sprache treu bewahrt.“
„Auch wir fügen uns in die von der Mehrheit gegebenen Ordnungen und bewahren darin unsere Sprache und Eigenart, in friedlichem Wettbewerb die welschen Raumgeber und Lehrmeister ergänzend und bereichernd.“
Es lohnt sich, die Geschichte der deutschsprachigen Reformierten im Berner Jura weiterzuführen, das sind wir unseren Vorfahren sicher schuldig.
Quellenangaben:
- Adolph Aeberhard, a. Pfr. in Steffisburg-Station: „Werden und 100 Jahre Bestehen der deutschen Kirchgemeinde St. Immertal“, 1943
- Eva Joss, Pfarrerin bis 2007 in St. Immer, 2008-2010 im ganzen Stiftungsgebiet; Zusammenstellung für eine Serie im „saemann“ 2008
- Roland Sermet, Archivar von Corgémont, „Regards sur le passé de Corgémont », 1994
- Jean Schwalm, « L’Eglise aux 41 clochers – 100 ans de vie
commune », 1986
- Marie-Louise Hoyer, Sekretärin der Stiftung PaDeReBJ, Ergänzungen aus verschiedenen Zusammenstellungen der ehemaligen deutsch-reformierten Kirchgemeinde Tavannes
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1815 wurde in Biel die Vereinigungsurkunde unterzeichnet. Alle Jurassier und Alt-Berner wurden gleichberechtigt, beide Konfessionen (reformiert und katholisch) und beide Sprachen (französisch und deutsch) anerkannt.
Die erste deutsch-reformierte Pfarrei wurde am 7. Mai 1816 in Pruntrut geschaffen. Der Pfarrer hielt auch Predigten in Delsberg.
Erste Synodalakten von 1819 melden eine ziemliche Anzahl deutschsprachiger Familien im Leberberg (in unserem Berner Jura), die der französischen Sprache nicht kundig sind – und somit „des Vorteils des öffentlichen Gottesdienstes beraubt“ sind. Der dringende Wunsch wird formuliert, dass „für ihre Erbauung gütigst gesorgt werden möge“. Um 1820 sind fast 25% der Einwohner des Erguel deutschsprachig (im Hungerjahr 1816 erfolgte eine grosse Einwanderungswelle). Einige deutschsprachige Reformierte wurden Wiedertäufer, nur um einer sichtbaren Kirche anzugehören. An 4 Sonntagen pro Jahr wurden deutsche Predigten mit Abendmahl abwechslungsweise in Court und Courtelary gehalten, dazu ein Bettags-Gottesdienst in Dachsfelden (Tavannes) oder Chaindon.
1823 erfolgte eine Anfrage für 1-2 „Predigthelfer“ im Südjura und eine Anfrage für deutschsprachige Schulen. „Vorläufig reiten weiterhin fünf Mal pro Jahr Theologie-Kandidaten in den Berner Jura und steigen im Gasthof „zum Wilden Mann“ in Courtelary ab.“ Um 1827 wurde eine provisorische Pfarrei mit Abraham Rüfenacht aus Thun errichtet für die Prévôté und das Untere Tal bis Cortébert.
Auf die Initiative von Abraham Rüfenacht hin wurden dann sechs deutsche Schulen gegründet, auf Martini (11. Nov.); für jede Schule wurden Fr. 50.- bewilligt.
In einem Bericht von 1830 steht zu lesen: „In den Ämtern Courtelary und Münster wohnen 2500 deutschsprachige Reformierte, mit Zuwachs ist zu rechnen.“ Bis 1827 gab es für deutschsprachige Kinder keinen Unterricht, sie verwilderten richtiggehend. Ausserdem war das Schulgeld zu hoch für Landwirte – wenn auch erschwinglich für Uhrmacher.
Schliesslich entstanden deutschsprachige Hauptschulen:
in | mit Kindern (1830) |
---|---|
Füet | 46 |
Büderich (Péry) | 29 |
Corgémont | 42 |
Münsterberg | 42 |
Malleray | 43 |
Ilfingen (Orvin) | 42 |
Sonceboz | 29 |
Convers | 48 |
Villeret | 39 |
Total Kinder | 360 |
Und dazu noch Privatschulen (nicht vom Staat finanziert, aber vom Pfarrer beaufsichtigt, geprüft und mit Büchern beschenkt) in:
Ferrière (zu Renan)
Roche (zu Renan)
Chaux-d’Abel (zu St-Imier)
Montoz (zu Court)
Mont Bovu (zu Genevez)
Wasserberg (zu Courroux)
Mit insgesamt 80 Kindern.
Die Eltern bezahlten für „Räumlichkeiten und Beholzung“ (Miete und Heizung).
„So ist Ordnung eingekehrt bei Kindern und Erwachsenen“.
Da die Einrichtung von deutschsprachigen Gottesdiensten und Unterweisung; und auch von deutschsprachigen Schulen sich positiv bemerkbar machten, sollte die provisorische Pfarrstelle verlängert werden, und der Pfarrer sollte einen „Gehülfen“ bekommen („schliesslich sind es von Convers (im oberen St.Immertal) bis Münster (Moutier) 10 Stunden zu Pferd!“).
Nur alle 6 Wochen war Gottesdienst am selben Ort; und Haus- und Krankenbesuche waren nur in der Nähe des Wohnsitzes des Pfarrers möglich.Die Unterweisung wurde konzentriert auf 10-12 Wochen erteilt.
Der Pfarrer sollte einen Lohn und dazu eine Gratifikation bekommen.
Der Grossrat beschloss, die deutsche Pfarrstelle zu behalten, eine Helferstelle wurde bewillig,finanziert und mit Heinrich Lemp besetzt. Der Pfarrer predigte abwechslungsweise in Münster (Moutier), Dachsfelden (Tavannes), Büderich (Péry), und Ilfingen (Orvin); und zweimal pro Jahr in Sornetan; der Helfer in Courtelary, St. Immer und Renan.
Ab 1833 kam Corgémont durch Einkauf (35.-)in den regelmässigen Turnus des Helferkreises, wurde also vom Münstertal abgetrennt.
Im selben Jahr 1830 fanden grössere politische Umwälzungen statt: der Kirchenrat wandelte sich ins Erziehungsdepartement, und von diesem trennte sich dann im Jahr 1846 die selbständige Direktion des Kirchenwesens.
1832 wurde Heinrich Lemp, in Courtelary wohnend, vom Helfer zum Pfarrer befördert (besoldet mit 1400.-). Der Pfarrer (Herr Rüfenacht) verdiente 1600.-. Sonceboz kam zum „Kirchenkreis“ St. Immertal.
1834 wurde das erste Reglement der deutschen Kirchgemeinde St. Immertal erstellt.
Anlässlich seines Besuches in der Kirchgemeinde um 1834 (einer sogenannten Visitation) stellte Pfarrer Schnell aus Vinelz fest: „Ihre wohltätige Wirksamkeit hat sich nach dem Zeugnis weltlicher und geistlicher Beamter in der Zunahme der Jugendbildung und in der Abnahme polizeilicher Vergehen bewährt.“
Die Gemeinde bestand 1835 aus den Kirch- und Schulbezirken Courtelary, Corgémont (mit Sonceboz-Sombeval), Renan und St. Immer (mit Villeret und Sonvilier). Jeder Bezirk entsandte 3 Abgeordnete in den Kirchgemeinderat, welcher vom Pfarrer präsidiert wurde. Der Kirchgemeinderat tagte im Gasthof zum Wilden Mann in Courtelary, dessen Wirt, Bendicht Tüscher, Kassier des Rates war.
Um 1842 wurden die deutschsprachigen Gemeindeglieder von Büderich und Ilfingen nach Biel verwiesen. Delsberg kam zu Münster, und der Pfarrer zog von Dachsfelden nach Münster. Er predigte abwechselnd in Münster, Dachsfelden und Delsberg. Pruntrut bekam einen deutschsprachigen Pfarrer.
Kirchenräte gehörten immer auch in die Schulkommission. Und so wurde anno 1856 eine Lehrerstelle im Amtsblatt ausgeschrieben:
(Gesucht wird ein Lehrer für) die deutsche gemischte Schule in Courtelary; Kinderzahl 50-60; Pflichten nebst den gesetzlichen: Vorlesen beim deutschen Gottesdienst alle 14 Tage, während des Winters sonntägliche Kinderlehre, Heizung des Schulofens. Besoldung: Fr. 153.75; dazu nebst der ordentlichen, die ausserordentliche Staatszulage von Fr. 36.25. Anmeldung beim Präsidenten der Schulkommission bis und mit 8. September 1856. Tag der Prüfung: Dienstag, 9. Sept. 56, morgens 9 Uhr, im deutschen Pfarrhaus zu Courtelary.
Dieser Lohn reichte gerade für das Allernötigste eines Ledigen...
Neue Besen wischen gut – aber mit der Zeit kamen die Probleme zurück:
Ein Riesenproblem waren die Schulversäumnisse: anno 1853 wurden 500 gedruckte Warnungen verschickt!
Gleichzeitig wurden Anreize für den Schulbesuch und für fleissige Schulkinder geschaffen. Es gab Preise: zuerst Geld, später Bücher.
Die Eltern mussten Schulgeld bezahlen: für ein Kind 5.-, zwei 7.50, drei 9.-, vier 10.- Franken. Schulkommissär war bis 1857 der jeweilige „deutsche“ Pfarrer in Courtelary; ab 1857 wurden Berufs-Schulinspektoren eingesetzt.
Im Jahr 1858 wurde eine Schulbibliothek gegründet.
Am Weihnachtsabend des 25. Dezember 1859 wurde die erste Weihnachtsbaumfeier und Bescherung in der Schule abgehalten, zur Freude der Kinder und ihrer Familien. (Sie kostete Fr. 32.70)
Ab 1862 wurde das Schulfach Handarbeit für Mädchen eingeführt. Die Besoldung der Lehrerin wurde bewilligt.
Es stellte sich als zunehmend schwierig heraus, die deutschen Schulen im welschen Jura zu erhalten. Lokale und Löhne waren ungenügend, es gab häufigen Wechsel bei Lehrern und Schülern; der Schulbesuch war unregelmässig, die Eltern kamen ihrer Erziehungspflicht nicht nach (die Kinder waren widerspenstig, renitent); und das Leben wurde immer teurer.
So gingen verschiedene deutschsprachige Schulen ein oder wurden in französischsprachige Schulen umgewandelt (Die Ausnahmen: La Chaux-d’Abel, Jeanguisboden und Cortébertmatten, die von „opferfreudigen“ Wiedertäufern finanziert wurden).
Es ist hier noch zu bemerken, dass welsche Lehrer bis zu viermal mehr verdienten! Die welschen Oberschulen wurden erweitert, und es wurden dann neu 4-5 Wochenstunden Deutsch unterrichtet.
Eine positive Folge der deutschen Schulen war das Aufkommen von deutschen Gesangvereinen, die auch „halbverwelschte und verwelschte“ Mitglieder aufnahmen...
1854 wurde „au Tombet“ in Courtelary unter Pfarrer Rudolf Herdi ein Pfarrhaus gekauft.Der Kirchenrat setzte sich aus folgenden Berufsleuten zusammen: einem Zimmermeister, zwei Landwirten, sechs Pächtern, einem Schlosser, einem Bäcker und einem Zieglermeister.
1860 löste sich La Ferrière kirchlich von Renan.
Um 1863 kommt Pfarrer Albert Bitzius, der Sohn von Jeremias Gotthelf ins St. Immertal und arbeitet hier, bis er 1878 in die Regierung und in den Ständerat gewählt wird.
Um 1874 erhalten die Kirchgemeinden das Recht, ihre Pfarrer selber zu wählen.
Um 1884 herrscht im Kanton Bern Pfarrermangel: Die Gemeinde bleibt 2 Jahre lang ohne Pfarrer.
1886 kommt Kandidat Johann Jakob Mäder, Mitte 1887 Pfarrer Moritz Egger, der nach der Teilung der Kirchgemeinde bis zu seinem Tod 1921 im Unteren Tal wirkte.
Um 1890 beschliesst der grosse Rat des Kantons je eine 2. Pfarrstelle für die deutsche Kirchgemeinde St.Immertal und für die französischsprachige reformierte Kirchgemeinde St. Immer-Villeret. Gleichzeitig wollen die Pfarrer und der Kirchgemeinderat zwei eigenständige Kirchgemeinden schaffen.
Die Evangelische Gesellschaft baut eine Kapelle und Predigerwohnung an der Spitalstrasse (Rue Malathe), und die Methodisten ihr Kirchlein „Bethania“ mit Predigerwohnung (1890).
Im Jahr 1892 wird Pfarrer Fritz Zimmermann aus Bern gewählt und in St. Immer installiert. In Courtelary amtet weiterhin Pfarrer Egger.
Seit 1892 gibt es einen 2. Pfarrer im St. Immertal. Das Gebiet wird aufgeteilt in zwei Pfarrwirksamkeitskreise.
1895 wurde das Pfarrhaus in Courtelary renoviert; leider brannte es 1896 ab (12./13. Juli), mit Schul- und Volksbibliothek und Archiv.
Im Jahr 1898 (nach anderen Quellen schon 1879) kauft die Regierung die Besitzung „Jolissaint“ in Corgémont als Pfarrhaus fürs Untere Tal, es wird 1939/40 renoviert.
Auch in La Ferrière, Villeret, Sonvilier und Cortébert werden deutsche Predigten gehalten. Büderich (Péry) und La Heutte gehören nun zum untern Kreis.
Mitte der 1920er Jahre wird eine Hilfspfarrerstelle geschaffen für Dachsfelden (Tavannes), die dann gleichzeitig mit der Errichtung der zweiten französisch-sprachigen reformierten Pfarrstelle Tramlingen zu einer eigenen von der Kirchgemeinde Deutsch-Münstertal abgetrennten Kirchgemeinde Dachsfelden erhoben wird.
Im St. Immertal tragen zwei Kirchgemeinderäte die Verantwortung. Jeweils am ersten Sonntag nach Pfingsten (Sonntag Trinitatis) vereinigen sie sich abwechselnd in den Hauptorten jedes Kreises.
Am 10. Mai 1932 wird ein Dekret erlassen betreffend der Trennung der deutsch-reformierten Kirchgemeinde St.Immertal in zwei selbständige Kirchgemeinden St. Immer (oberes St. Immertal) und Corgémont (unteres St.Immertal). Damit wurde nach genau 100 Jahren die Kirchgemeinde Deutsch-St. Immertal aufgehoben.
1935 fand für beide Kirchgemeinden in Courtelary eine 100-Jahr-Feier statt. Der Platz auf der letzten Seite des „Sämanns“ wurde geteilt. (Seit 1927 hatte das untere Tal ein teures eigenes Gemeindeblatt.)
Eine Kirche für die Gemeinde im oberen St. Immertal fehlte bis anhin. Ende des 19.Jahrhunderts machte man sich daran, eine Lösung zu finden. Die Idee von 1893: Ein Fond soll geäufnet werden zum Bau einer deutschen Kirche in St. Immer.
Geld soll nach Art der Basler Mission in Form einer 5 Rp.-Kollekte zusammengebracht werden. Finden sich 1000 Personen, die sich verpflichten, allwöchentlich 5 Rp. beizutragen, so würde man in 10 Jahren eine Summe von Fr. 30'000.- haben. Es klappte leider nicht – wegen eines Pfarrerwechsels.
1904 wurde eine Petition im Grossen Rat eingereicht, dass der Bau eines deutschen Pfarrhauses in St. Immer durch den Staat ausgeführt werde, da die Kirchgemeinde die Mittel hierzu und zum Unterhalt nicht besitze.
1907 wurde ein Kredit von Fr. 50.- für Vorstudien bewilligt.
Es gab Auseinandersetzungen unter den verschiedenen Räten, das untere Tal kritisierte das obere, sie seien gegenüber den Welschen zu nachgiebig. Der Pfarrer nahm den Rat in Schutz und wies darauf hin, dass im oberen Tal keine Kirchen sind, die nicht jeden Sonntagvormittag besetzt sind. Ein gutes Einvernehmen mit den Welschen sei wichtig.
Schliesslich wurde 1908 im oberen Tal ein Hilfsverein gegründet, zur Errichtung und für den Unterhalt eines Gemeinde- und Pfarrhauses.
1909 beschloss die Gesamtkirchgemeinde nach dem Bettagsgottesdienst:
Es sei ein deutsches Pfarrhaus mit eingebautem Saal zu erstellen, das samt Hausplatz und Einfriedung auf Fr. 32'000.- zu stehen kommen soll. Ein provisorischer Ankauf einer Parzelle (neben der unteren Station der Drahtseilbahn) wurde bestätigt. Der General-Kirchgemeinderat bekam die nötigen Vollmachten.
Und plötzlich war das Projekt wieder gefährdet: der Bauplatz passte nicht allen, es gab Auseinandersetzungen mit den Welschen. In einer Versöhnungs- und Abklärungskonferenz versprach die welsche Gemeinde 400.- Franken an Subventionen pro Jahr, und der Synodalrat bewilligte eine gesamtkirchliche Bettagskollekte.
Bald darauf offerierte die römisch-katholische Kirchgemeinde ihr freigewordenes bisheriges Pfarrhaus samt eingebauter röm.-kath. Notkirche (erbaut 1875). Sie hatte die Villa Basilea unterhalb der Schulhäuser erworben und hielt ihre Gottesdienste in der grossen Kirche Rue Agassiz.
Ein Kaufpreis von Fr. 35'000.- wurde anno 1912 vereinbart für das Pfarrhaus mit Kirchensaal in St. Immer. Für 5‘000.- wurde es umgebaut und den Bedürfnissen angepasst.
Den Römisch-Katholischen wurde eine Lotterie bewilligt – zum Ausbau des Turmes und der Anschaffung von Glocken. Die Christkatholiken bauten ihr Kirchlein und Pfarrhaus neben der unteren Station der Drahtseilbahn. Und die französisch-reformierte Gemeinde baute ihr zweites schönes Pfarrhaus auf dem Pfrundland hinter dem ersten.
Im Jahr 1916 wird Pfarrer Aeberhard installiert, er bleibt der Gemeinde bis 1942 treu. Auf ihn folgt Pfarrer Bruno Jaberg.
1924 wird ein Basar zugunsten des Unterhalts des Hauses veranstaltet.
Mit allen französischsprachigen Ortskirchgemeinden wurden Pauschal-Rückerstattungen der Kirchensteuern vereinbart (in der Regel 6%). Zusätzlich stellten sie ihre Kirchen samt Geläute und Orgelspiel zur Verfügung und übernahmen die Bezahlung der Steuern an Kreis- und Kantonssynoden.
1936 wurde in Pfarrwohnung und Saal eine Zentralheizung eingerichtet; und vor der Haustüre wurde ein Windfang erstellt.
1941 wurden die zwei deutschsprachigen Männerchöre zum Männerchor Harmonie-Erguel zusammengelegt. Die Frauen waren im Frauenchor und im Nähverein (später Lismerfrauen) aktiv.
Am 2. Oktober 1942 (mitten im Krieg!) wurde ein grosser Basar veranstaltet, eine Woche nach der 75-Jahr-Jubelfeier der Longines, an der ganz St. Immer sich beteiligte. Der Reingewinn betrug Fr. 5000.-! Damit wurde die Pfarrwohnung renoviert. Die Renovation des Saals sollte mit der Unterstützung der Kirchensonntagskollekte von 1943 an die Hand genommen werden.
Tramelan – „Tramlingen“:
Die Tramlinger unterstanden vor der Reformation in kirchlichen Belangen dem Erzbistum Besançon. Allerdings besassen die Chorherren von St. Immer das Recht, den Pfarrer vorzuschlagen.
Diese Chorherren wurden mit Einführung der Reformation (1530) vertrieben, und so konnten die Tramlinger „reformiert und frei“ werden.
Politisch-administrativ gehören die Tramlinger zum Amtsbezirk Courtelary,
geographisch aber, durch den Abfluss ihrer Gewässer in die Tram, den ersten Nebenfluss der Birs, und durch Kantonsstrasse und Eisenbahn zum Dachsfeldertal (vallée de Tavannes), und damit zum Einzugsgebiet des Amtsbezirks Münster (Moutier).
Solange ein deutschsprachiger Pfarrer in Dachsfelden angestellt war, hatte dieser auch die deutschsprachigen Reformierten in Tramelan zu betreuen. Nach Verlegung seines Sitzes nach Moutier im Jahr 1842 kam diese Aufgabe an den deutschsprachigen Pfarrer in Courtelary.
Sobald der deutschsprachige Pfarrer in Moutier die Pastoration der Reformierten in Delsberg abtreten durfte, predigte er auch wieder in Tramlingen, abwechslungsweise mit dem Pfarrer des St. Immertals.
Nach Errichtung der zweiten Pfarrei mit Sitz in St. Immer für die Kirchgemeinde „Deutsch St. Immertal“ (1891/92) wurde die Pastoration der deutschsprachigen Tramlinger ganz dem deutschsprachigen Pfarrer vom unteren St. Immertal zugeteilt, auch wenn die einzige direkte Strasse ins St. Immertal über den Mont-Crosin nach St. Immer führt.
Mit Errichtung der deutschsprachigen reformierten Hilfspfarrei in Dachsfelden anno 1922 und deren Erhebung zur Pfarrei (1927/28) aber kam die deutschsprachige reformierte Minderheit in Ober- und Untertramlingen und Mont-Tramelan endgültig an die deutsch-reformierte Kirchgemeinde Dachsfelden.
Münster-Dachsfelden:
Anfangs der 1880er Jahre war die Kirchgemeinde unglücklich mit ihrem holländischen Pfarrer und seiner grossen Familie – und genauso wie die staatlichen und kirchlichen Oberbehörden erleichtert, als dieser 1885 in seine Heimat zurückkehrte.
Fast ein Jahr lang hielt der französische Pfarrer von Court deutsche Nachmittagspredigten in Münster und Dachsfelden, bis die Doppelgemeinde 1886 im Kandidaten Fischer von Brienz einen tüchtigen Pfarrer erhielt, der aber schon nach fünf Jahren einem Ruf nach Seedorf folgte. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Henzi, der hervorragende Arbeit leistete und die Bildung einer zweiten Pfarrei vorbereitete. Unter ihm wurde 1902/3 das deutsche Pfarrhaus in Münster gebaut.
Sein Nachfolger erlag wenige Monate nach Amtsantritt 1918 der Grippe. Im Fünfjahresrhythmus folgten sich die Pfarrer Hess, Gygax, von Graffenried und schliesslich Leuenberger.
Unter Pfarrer Hess wurden je eine Hilfspfarrerstelle für Tramlingen und das Münster- und Dachsfeldertal bewilligt. Unter Pfarrer Gygax wurde das Deutsch-Dachsfeldertal mit Kleintal im Jahr 1927 zur selbständigen Kirchgemeinde.
Unter Pfarrer von Graffenried wurde das Kirchlein von Chalières an den „zivilen und Friedhofverband“ der zur französischen Kirchgemeinde Moutier gehörenden vier Einwohnergemeinden verkauft, ihnen als Abdankungshalle dienend; und es wurde die deutsche Kirche mitten in Münster errichtet (1931/2).
Dachsfelden:
Mitte der 1920er Jahre wird eine Hilfspfarrerstelle geschaffen für Dachsfelden (Tavannes), die dann gleichzeitig mit der Errichtung der zweiten französisch-sprachigen reformierten Pfarrstelle Tramlingen zu einer eigenen von der Kirchgemeinde Deutsch-Münstertal abgetrennten Kirchgemeinde Dachsfelden erhoben wird.
Diese strengte sich Anfang der Dreissigerjahre an, wenigstens auch ein Pfarrhaus zu bekommen. In der Wirkungszeit des unvergesslichen Pfarrers Alfred Streit (1927–1965) konnte 1947 das Kirchgemeinde- und Pfarrhaus gebaut und durch einen Loskaufvertrag erworben werden. Der Staat aber kassierte die Mietzinse, da er im Baujahr eine einmalige Abfindung an das Haus bezahlt hatte.
Um das Jahr 1946 gab es zeitweilig einen „vicaire allemand“ in Malleray. Von 1965 bis 1991 folgten 6 Pfarrer in recht kurzen Abständen. Michel Wuillemin blieb länger, aber 1997 wurde die Stelle auf 50% herabgestuft, er musste Zusatzaufgaben übernehmen.
Nach seinem Weggang gab es wieder recht häufige Pfarrerwechsel.
Die reformierte Minderheit in Delsberg wurde zuerst vom reformierten Pfarrer in Pruntrut betreut (1816-1842), dann vom deutschen Pfarrer in Münster (1842-1869). Dann wurde, als die meisten deutschen Schulen im französischsprachigen Jura geschlossen wurden, im Gegenzug die reformierte Kirchgemeinde Delsberg geschaffen.
Seit und mit dem Bau der Jurabahnen (1872-1874) kamen immer mehr reformierte „alt Berner“ als Eisenbahnangestellte, Bauern und Handwerker auch in den katholischen Nordjura.
Es amteten: Pfarrer Weibel; 1881-84 Pfarrer Harald Marthaler; 1885-88 Pfarrer Paul Brandt (nachher Redaktor und sozial-idealistischer (!) Nationalrat), 1889-95 Pfarrer Hans Arni und Pfarrer Arthur Aeschlimann.
Diese Pfarrer hielten 14-täglich deutsche Gottesdienste in Delsberg, dazwischen an einem Sonntag eine deutsche Predigt am Vormittag in Laufen und am Nachmittag in Grellingen und am vierten Sonntag einen französischen Gottesdienst in Delsberg.
1892 wurde das erste reformierte Pfarrhaus gebaut, östlich der Kirche. Unter Pfarrer Arni wurde hinter dem Pfarrhaus ein Unterweisungslokal errichtet. 1925 konnte die Kirchgemeinde das Haus westlich der Kirche kaufen und ebenfalls als Amtswohnung nutzen. Etwa zur selben Zeit wurde die Kirche (1865 erbaut) durch den Anbau eines Turmes vergrössert, und dieser wurde mit einem Geläute von vier Glocken versehen.
Das Glöcklein, das zuvor im Dachreiterchen gehangen hatte, versieht seinen Dienst seither in der „neu errichteten“ reformierten Kirche in Rennendorf (Courrendlin).
Mit Hilfe der halben Reformationskollekte von 1942 wurden dann auch in Bassecourt eine kleine reformierte Kirche und ein Pfarrhaus gebaut.
„Durch Dekret des Grossen Rates vom 24. November 1897 wurden die Reformierten im Amtsbezirk Laufen von der reformierten Kirchgemeinde Delsberg losgetrennt, und die reformierte Kirchgemeinde und Pfarrei Laufen wurde gebildet.“
Die Diasporagemeinde Laufen bekam die Kollekte vom Reformationssonntag 1901 zugesprochen; sie belief sich auf Fr. 60'065.80.
Damit und mit der im Frühjahr 1903 erhaltenen Loskaufsumme der staatlichen Pfarrwohnungsentschädigung wurden Kirche und Pfarrhaus gebaut und bezahlt. Der Pfarrer von Laufen erhielt weiterhin den Auftrag, alle drei Wochen in Grellingen zu predigen (in der katholischen Kirche).
Um die seelsorgerliche Betreuung der kleinen Gruppe von deutschsprachigen Reformierten in den Freibergen war es schlecht bestellt. Lange mussten sie sich mit gelegentlichen Besuchen des französisch-reformierten Pfarrers von Tramlingen (Tramelan) begnügen. Mit Inkrafttreten des Kirchengesetzes von 1874 wurden sie der reformierten Kirchgemeinde Pruntrut zugeteilt, und 1891 wurde dieser eine Hilfspfarrstelle für die Freiberge bewilligt.
Diese Hilfspfarrstelle wurde 1905 zur Pfarrei erhoben und es wurde die reformierte Kirchgemeinde der Freiberge mit Sitz in Saignelégier geschaffen.
1920 erhielt Pfarrer Aeberhard in St. Immer von der Regierung den Auftrag, jeden Monat eine Predigt in deutscher Sprache zu organisieren und auch für die seelsorgerliche Betreuung der
Deutschschweizer zu sorgen. Die ganze deutsch-reformierte Pfarrerschaft des Südjuras und von La Chaux-de-Fonds teilte sich diese Aufgabe. Ab den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die Filialgottesdienste in Saignelégier zweisprachig gestaltet.
Der Audienz- und Zuhörersaal des Amtshauses in Saignelégier diente als Gottesdienstlokal, bis die Freiberger mit der Reformationskollekte von 1911 eine Kirche und ein Pfarrhaus errichten konnten (Fr. 68'800.-). Mit der Hälfte der Konfirmandenkollekte von 1926/27 (Fr. 13'747.60.-) wurden schliesslich noch Glocken angeschafft.
Die Reformierten in Pruntrut durften die im Zuchthaus eingebaute Kirche benützen bis zu dessen Abbruch im Jahr 1876. (Das Zuchthaus war ursprünglich ein Annunziatenkloster.) Dann schlossen sie mit der römisch-katholischen Kirche einen Vertrag über die Mitbenützung ihrer Pfarrkirche.
Anno 1890/1891 bauten sie schliesslich eine eigene reformierte Kirche auf dem ihnen vom Staat überlassenen Areal des einstigen Zuchthauses.
Von 1837-1850 und von 1857-1868 gab es eine protestantische Schule in Pruntrut. Die Pfarrer der reformierten Gemeinde von Pruntrut waren zuerst ganz deutsch (1816-1842), hatten dann und wann auch französisch gepredigt und von 1842 an nur noch nebenbei deutsch.
1901 wurde eine zweite reformierte Pfarrstelle geschaffen und mit einem deutschsprachigen Pfarrer versehen. So hatte Pruntrut ein deutsch- und ein französischsprachiges Pfarramt.
Anfang der 1920er Jahre kaufte die Kirchgemeinde zwei Pfarrhäuser. 1910 wurde eine Filialkirche in Miécourt erstellt, 1939 eine in Boncourt; und 1937 wurde die Hauptkirche in Pruntrut renoviert.
In unserem Büchlein, das 1943 von Pfarrer Adolph Aeberhard verfasst worden ist, steht zu lesen:
„Erwähnenswert ist noch, dass das unwirtliche Hochland zwischen dem reformierten Südjura und dem katholischen Nordjura (die Freiberge) vom Fürstbischof den Wiedertäufern überlassen worden ist. Sie haben daraus schöne Berghöfe geschaffen, und sie, die einst von der strengen Berner Regierung und ihrer Kirche Verfolgten und Vertriebenen, sie haben die alte Berner Art und deutsche Sprache treu bewahrt.“
„Auch wir fügen uns in die von der Mehrheit gegebenen Ordnungen und bewahren darin unsere Sprache und Eigenart, in friedlichem Wettbewerb die welschen Raumgeber und Lehrmeister ergänzend und bereichernd.“
Es lohnt sich, die Geschichte der deutschsprachigen Reformierten im Berner Jura weiterzuführen, das sind wir unseren Vorfahren sicher schuldig.
Quellenangaben:
- Adolph Aeberhard, a. Pfr. in Steffisburg-Station: „Werden und 100 Jahre Bestehen der deutschen Kirchgemeinde St. Immertal“, 1943
- Eva Joss, Pfarrerin bis 2007 in St. Immer, 2008-2010 im ganzen Stiftungsgebiet; Zusammenstellung für eine Serie im „saemann“ 2008
- Roland Sermet, Archivar von Corgémont, „Regards sur le passé de Corgémont », 1994
- Jean Schwalm, « L’Eglise aux 41 clochers – 100 ans de vie
commune », 1986
- Marie-Louise Hoyer, Sekretärin der Stiftung PaDeReBJ, Ergänzungen aus verschiedenen Zusammenstellungen der ehemaligen deutsch-reformierten Kirchgemeinde Tavannes
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